ASCO 2016 - Wichtig zu wissen

10.06.2016
Riesenwelle früher klinischer Daten zur gezielten und zur Immuntherapie, aber der Tsunami ist noch nicht im Therapiealltag angekommen

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Der diesjährige Kongress der American Society for Clinical Oncology (ASCO) war geprägt von  Ergebnissen aus frühen klinischen Studien zu unterschiedlichen Formen der gezielten Therapie und vor allem der Immuntherapie. Es gibt inzwischen wohl keine Krankheitsentität mehr, bei der nicht mindestens eine dieser Therapieformen getestet wird. Spannend und in den frühen Daten vielversprechend sind die Daten der Kombinationen sowohl innerhalb der Immuntherapie als auch von gezielter plus Immuntherapie. Fast fieberhaft weiter geht die Suche nach Biomarkern zur Identifikation der optimalen Patientenpopulation. Sehr viele Marker sind prognostisch relevant, bisher nur sehr wenige auch prädiktiv. Bei der Immuntherapie zeichnet sich ein Trend zu Scores ab, bestehend aus immunhistochemischen und genetischen Markern.   

Für den praktisch tätigen Onkologen wirkte ASCO 2016 wie eine Verschnaufpause. Nur an wenigen Stellen müssen die Leitlinien zur Diagnostik und Therapie maligner Erkrankungen geändert werden. 

Im Folgenden sind Beiträge zusammengefasst und kommentiert, die den Standard von Diagnostik und Therapie in den nächsten Jahren verändern können.

Bernhard Wörmann

 

Akute Lymphatische Leukämie
Hohe Rate anhaltender Remission mit CD19 CAR-T Zellen bei rezidivierter/refraktärer ALL.

Akute Myeloische Leukämie
CPX-351 (liposomale Formulierung von Cytarabin/Doxorubicin) verbessert die Überlebensrate bei älteren Patienten mit Hochrisiko-AML.

Kolorektales Karzinom
Das rechtsseitig lokalisierte Karzinom hat im Stadium III und IV eine ungünstigere Prognose.

Mammakarzinom
Die Verlängerung der adjuvanten endokrinen Therapie von 5 auf 10 Jahre reduziert das Rezidivrisiko.
Die adjuvante Chemotherapie mit Docetaxel/Cyclophosphamid ist kein Standard beim Hochrisiko-, HER2 negativen Mammakarzinom.

Multiples Myelom
Der Anti-CD38 Antikörper Daratumumab ist hoch wirksam in Kombination mit Bortezomib und Dexamethason.
Die frühzeitige Hochdosistherapie mit autologer Stammzelltransplantation führt bei jüngeren Patienten zu einem längeren progressionsfreien Überleben im Vergleich mit einer Bortezomib-haltigen Induktion.

Pankreaskarzinom
Die adjuvante Therapie mit Gemcitabin/Capecitabin führt zu einer etwas längeren mittleren Überlebenszeit als die Gemcitabin-Monotherapie.

Prostatakarzinom
In der Erstlinientherapie des kastrationsreistenten Prostatakarzinoms verbessert Cabazitaxel die Überlebenszeit nicht gegenüber Docetaxel.

Supportive Therapie
Sport und ein Übungsprogramm sind wirksam in der Therapie der Chemotherapie-induzierten Neuropathie.