Ramucirumab beim kolorektalen Karzinom

28.06.2016
In einer gemeinsamen Stellungnahmen haben die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO), die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) und die Deutsche Gesellschaften für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) Stellung zu Ramucirumab beim kolorektalen Karzinom genommen.

Die Nutzenbewertung von Ramucirumab (Cyramza®) in der Zweit- oder Drittlinientherapie des fortgeschrittenen kolorektalen Karzinoms ist nach Aflibercept (Zaltrap®) und Regorafenib (Stivarga®) das dritte Verfahren in dieser Indikation. Ramucirumab ist mit einer Kombinationschemotherapie nach dem FOLFIRI-Protokoll (Irinotecan, Folinsäure und 5-Fluorouracil) zugelassen bei Progress während oder nach vorausgegangener Therapie mit Bevacizumab, Oxaliplatin und einem Fluoropyrimidin. Indikationen, zweckmäßige Vergleichstherapie sowie Vorschläge von pharmazeutischem Unternehmer und IQWiG zur Festlegung des Zusatznutzens sind in Tabelle 1 zusammengefasst.

Tabelle 1: Vorschläge zum Zusatznutzen von Ramucirumab beim kolorektalen Karzinom
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Unsere Anmerkungen sind: 

  • Die Festlegung von FOLFIRI als zweckmäßiger Vergleichstherapie (ZVT) entspricht nur eingeschränkt den Empfehlungen der Fachgesellschaften. Empfohlen wird in dieser Behandlungssituation auch die Kombination von FOLFIRI mit antiangiogenetisch wirksamen Arzneimittel, z. B. Aflibercept oder Bevacizumab.
  • Grundlage der Nutzenbewertung ist eine multizentrische, randomisierte, Placebo-kontrollierte Phase-III-Studie. 
  • Die Hinzunahme von Ramucirumab zur Chemotherapie führt zu einer statistisch signifikanten Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit (Hazard Ratio 0,84; median 1,4 Monate) und einer statistisch signifikanten Verlängerung der mittleren progressionsfreien Überlebenszeit (Hazard Ratio 0,79; median 1,2 Monate).
  • Die Nebenwirkungen von Ramucirumab entsprechen den Substanzklasseneffekten antiangiogenetisch wirksamer Substanzen. Sie führen selten zum Therapieabbruch. Die Nebenwirkungen haben in der Gesamtauswertung keinen signifikanten Einfluss auf die Lebensqualität der Patienten. 
  • Ein Unterschied im Einfluss von Ramucirumab auf die Überlebenszeit zwischen Männern und Frauen ist nicht nachvollziehbar, da sich auf der Grundlage des gegenwärtigen biologischen Verständnisses der Angiogenese sich für diesen Unterschied keine Erklärung finden lässt. Ein derartiger Unterschied zugunsten der Frauen ist bei den anderen antiangiogenetisch wirksamen Arzneimitteln beim kolorektalen Karzinom bisher nicht identifiziert worden.  

Ramucirumab in Kombination mit FOLFIRI ist wirksam in der Zweitlinientherapie von Patienten mit metastasiertem kolorektalem Karzinom. Der Unterschied in der Überlebenszeit ist signifikant. Die Wirksamkeit entspricht in etwa der Wirksamkeit von Aflibercept.

Ramucirumab (neues Anwendungsgebiet, KRK) gemeinsame Stellungnahme 20160622.pdf