Pertuzumab in der primären (neoadjuvanten) Therapie des HER2-positiven Mammakarzinoms

06.01.2016

Dieses Verfahren zu Pertuzumab ist das erste Verfahren zur systemischen Therapie des Mammakarzinoms in einer kurativen Zielsetzung. Für Pertuzumab in der primären (neoadjuvanten, präoperativen) Therapie bei Patientinnen mit HER2 positivem Mammakarzinom und hohem Rezidivrisiko ist es die zweite frühe Nutzenbewertung nach der Bewertung seines Einsatzes in der metastasierten Krankheitssituation. Für die primäre Therapie ist Pertuzumab in Kombination mit Trastuzumab und Chemotherapie zugelassen. Der pharmazeutische Unternehmer sieht den Hinweis auf einen nicht quantifizierbaren Zusatznutzen, dessen Ausmaß mindestens beträchtlich ist. Der IQWiG Bericht berechnet den Anhaltspunkt für einen geringeren Zusatznutzen.

Unsere Anmerkungen sind:

  • Die zweckmäßige Vergleichstherapie ist breit gefasst und entspricht den Leitlinien. Neben der Kombination Taxan/Trastuzumab, die in der Zulassungsstudie als Kontrollarm verwendet wurde, werden in der Praxis auch alternative und zum Teil intensivere Chemotherapien eingesetzt, gefolgt von neoadjuvantem Taxan/Trastuzumab.
  • Die Originalstudie war vierarmig. Im Dossier der Nutzenbewertung wurden zwei Arme mit insgesamt 214 Patientinnen ausgewertet. Weitere Daten aus vergleichenden Studien liegen nicht vor. Das Patientenkollektiv war heterogen und umfasst etwa zur Hälfte Hormonrezeptor-positive und –negative Patientinnen.
  • Die Kombinationstherapie von Trastuzumab, Taxan und Pertuzumab führt zur signifikanten Steigerung der Rate kompletter, pathohistologischer Remissionen (pCR) in Brust und Lymphknoten. Gesamtüberleben und ereignis- bzw. krankheitsfreies Überleben waren nicht signifikant verschieden. Ebenfalls fand sich kein Unterschied in der Rate brusterhaltender Operationen.
  • Leider fehlen im Dossier des pharmazeutischen Unternehmers Daten zur Beeinflussung spezifischer Krankheitssymptome und zur Lebensqualität der Patientinnen.
  • Die Nebenwirkungen waren in den beiden Therapiearmen nicht unterschiedlich. Die Rate von Therapieabbrüchen war im Pertuzumab- höher als im Kontroll-Arm, der Zusammenhang mit Pertuzumab ist nicht eindeutig. Eine für Trastuzumab charakteristische, meist reversible Verschlechterung der linksventrikulären Herzfunktion wird durch Pertuzumab nicht verstärkt.

Zusammenfassend steigert Pertuzumab die Chance einer pathohistologisch kompletten Remission bei Patientinnen mit HER2-positivem Mammakarzinom ohne Steigerung der Toxizität. Das Ausmaß des Zusatznutzens ist bei der relativen kleinen Zahl von Studienpatientinnen nicht quantifizierbar.

 

Pertuzumab (neues Anwendungsgebiet) DGHO Stellungnahme 20151222.pdf