ASCO 2025 - Wichtig zu wissen
Der ASCO-Kongress 2025 stand unter dem Eindruck von Unsicherheiten in den USA über die zukünftige Förderung akademischer Institutionen und unabhängiger Forschung. Ein inhaltlicher Schwerpunkt war auch in diesem Jahr der frühe Einsatz systemischer Therapie sowohl in der neoadjuvanten als auch der adjuvanten Therapie. Neu waren Ansätze zur sensitiven Detektion resistenter Tumorzellen mittels ctDNA und Steuerung des Einsatzes von Rezidivtherapie. Erfreulicherweise wurden auch mehrere hochwertige Studien zur Supportivtherapie vorgestellt.
Die Rate potenziell Standard-verändernder Studien war so hoch wie selten, 11 Studien wurden zeitgleich im New England Journal of Medicine publiziert.
Im Folgenden sind Beiträge zusammengefasst und kommentiert, die den Standard von Diagnostik und Therapie solider Tumoren in den nächsten Jahren verändern können.
Gleichzeitig bedanke ich mich bei den vielen Kolleginnen und Kollegen, die wertvolle Hinweise zu Auswahl und Bewertung der Beiträge gegeben haben.
Bernhard Wörmann
Zur Aufzeichnung Onkopedia-Webinar vom 06.06.2025: Best of ASCO 2025
Hämatologische Neoplasien - Hinweis
Auch in diesem Jahr finden die Jahreskongresse von ASCO und EHA innerhalb von 2 Wochen statt. Das hat zu einer Überlappung dahingehend geführt, dass einige der Standard-verändernden Studien bei beiden Kongressen präsentiert werden.
Zusammenfassung und Bewertung von Studien aus der Hämatologie erfolgen im Rahmen des Onkopedia-Webinars „EHA 2025 – wichtig zu wissen“ am 27. Juni 2025.
Die Teilnahme an den Onkopedia-Webinaren sowie die Aufzeichnung ist kostenfrei.
Kolorektales Karzinom
- Bei Pat. mit Kolonkarzinom im Stadium III und dMMR ist die adjuvante Immunchemotherapie mit Atezolizumab der alleinigen adjuvanten Chemotherapie überlegen.
- Beim Kolonkarzinom im Stadium III führt eine ctDNA-gesteuerte Dosisintensivierung der adjuvanten Therapie nicht zur Verbesserung der Prognose.
- Beim metastasierten, kolorektalen Karzinom mit BRAFV600E Mutation in der Erstlinientherapie ist die Kombination von mFOLFOX + Encorafenib + Cetuximab der Chemotherapie mit mFOLFOX6 überlegen.
- ctDNA-gesteuerte Dosisintensivierung der adjuvanten Chemotherapie beim Kolonkarzinom im Stadium verbessert die Prognose nicht.
- Zur Bedeutung körperlicher Aktivität in der adjuvanten Therapiephase siehe Supportive Therapie
Kopf-Hals-Plattenepithelkarzinom
Kutanes Plattenepithelkarzinom
Lungenkarzinom
- NSCLC
Die 5-Jahresüberlebensdaten zur perioperativen Immunchemotherapie mit Nivolumab in den Stadien IIA-IIIA bestätigen den positiven Effekt. - SCLC
Beim metastasierten, systemisch vorbehandelten SCLC ist der bispezifische Antikörper Tarlatamab einer Monochemotherapie überlegen.
Magenkarzinom
- Bei Pat. mit Adenokarzinom des Magens oder des gastroösophagealen Übergangs (GEJ) verlängert die Hinzunahme von Durvalumab zur perioperativen Chemotherapie mit FLOT das ereignisfreie und das Gesamtüberleben.
- Bei Pat. mit Adenokarzinom des Magens oder des gastroösophagealen Übergangs (GEJ) verlängert auch der Einsatz von Nivolumab nach Radiochemotherapie das ereignisfreie Überleben.
- In der Zweitlinientherapie des metastasierten HER2+ Magenkarzinoms ist Trastuzumab Deruxtecan der Kombination Ramucirumab + Paclitaxel überlegen.
- Mit Satricabtagen Autoleucel (Satri-Cel) wurde das erste autologe CAR-T-Zellprodukt beim Magenkarzinom in einer randomisierten Studie getestet. Bei systemisch vorbehandelten Pat. ist Satri-Cel wirksamer als eine Therapie nach ärztlicher Maßgabe.
Mammakarzinom
- Vepdegestrant führt zu einer signifikanten Verlängerung des progressionsfreien Überlebens bei Pat. mit ESR1m, ER+/HER2- Mammakarzinom mit Progress unter erweiterter endokriner Therapie.
- Der PI3Ka-Inhibitor Inavolisib führt bei Patientinnen mit PIK3CA mutiertem ER+/HER2- fortgeschrittenem, endokrin resistentem Mammakarzinom in Kombination mit Palbociclib + Fulvestrant zur Verlängerung der Überlebenszeit.
- Der SERD Camizestrant wurde beim Nachweis von ESR1-Mutationen mittels ctDNA-Monitoring unter erweiterter endokriner Therapie eingesetzt und verlängert das progressionsfreie Überleben.
- Beim fortgeschrittenen, triple negativen, PD-L1+ Mammakarzinom in der Erstlinientherapie ist Sacitumumab Govitecan + Pembrolizumab einer Kombination aus Chemotherapie + Pembrolizumab beim progressionsfreien Überleben überlegen.
- Zur Therapie von Hitzewallungen siehe Supportive Therapie
Prostatakarzinom
- Beim metastasierten, hormonsensitiven Prostatakarzinom (mHSPC) und Nachweis eines Defektes der homologen DNA-Reparatur verlängert die Hinzunahme von Niraparib zu Abirateron das radiologische progressionsfreie Überleben.
- Bei Patienten mit mHSPC unter Androgendeprivation und Therapie mit Androgenrezeptor-Pathway-Inhibitoren haben absolute PSA-Werte 6-12 Monate nach Therapiebeginn prognostische Bedeutung.
Supportive Therapie
- Hitzewallungen beim Mammakarzinom: Der NK1- und NK3-Rezeptor Antagonist Elinzanetant führt zur signifikanten Senkung der Rate von Hitzewallungen unter endokriner Therapie.
- Körperliche Aktivität beim Kolonkarzinom: In der adjuvanten Therapiephase verbessert körperliche Aktivität die Prognose.
- Polyneuropathie nach Paclitaxel beim Mammakarzinom: Die Kühlung der Hände auf 130C senkt die Rate der Chemotherapie-induzierten Polyneuropathien nicht.
- Übelkeit und Erbrechen bei Strahlen- und bei Strahlenchemotherapie: Die Hinzunahme von Olanzapin zu Ondansetron reduziert das Auftreten von Übelkeit und Erbrechen.