Rucaparib beim Ovarialkarzinom

11.07.2019

Mit Rucaparib (Rubraca®) wurde jetzt der dritte, neue PARP-Inhibitor vom G-BA bewertet. Rucaparib ist zugelassen

  • für die Therapie von erwachsenen Patientinnen mit rezidiviertem, high-grade epithelialem Karzinom der Ovarien, der Tuben oder primär peritonealer Metastasierung, die nach erneuter platinbasierter Chemotherapie eine partielle oder komplette Remission erreicht haben
  • ab der Drittlinientherapie von Patientinnen mit fortgeschrittenem, metastasiertem Ovarialkarzinom ist ist Rucaparib hat eine Conditional Marketing Authorisation der EMA erhalten.

Die DGHO hat ihre Stellungnahme gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) und der Nord-Ostdeutschen Gesellschaft für Gynäkologische Onkologie (NOGGO) abgegeben.

Unsere Anmerkungen zur Erhaltungstherapie sind:

  • Der Therapiestandard hat sich seit der Planung von ARIEL3 geändert. Zweckmäßige Vergleichstherapie ist Olaparib.
  • Basis der frühen Nutzenbewertung ist ARIEL3, eine internationale, randomisierte, Placebo-kontrollierte Studie mit einer 2:1 Randomisierung zugunsten des Rucaparib-Arms.
  • Rucaparib führt sowohl bei Patientinnen mit als auch ohne BRCA1/2-Mutationen zu einer deutlichen Verlängerung des progressionsfreien Überlebens mit einem Hazard Ratio von 0,23 bzw. 0,36. Dies führt auch zur Verlängerung der Zeit bis zur nächsten Therapie.
  • Rucaparib führt nicht zur Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit.
  • Die Rate schwerer Nebenwirkungen im CTCAE Grad 3/4 liegt bei 54% im Rucaparib-Arm versus 14% im Placebo-Arm. Häufigste Nebenwirkungen von Rucaparib waren Veränderungen von Laborwerten, ohne klinische Symptomatik.
  • Daten zur Lebensqualität und zum Patient-Reported-Outcome wurden im Dossier des pharmazeutischen Unternehmers nur unvollständig ausgewertet.
  • In der Bewertung des klinischen Nutzens auf der ESMO-Magnitude of Clinical Benefit Scale v1.1 erhält Rucaparib in der Erhaltungstherapie den Grad 3 (Skala 1 (niedrig) – 5 (hoch)).

Mit Rucaparib und Olparib sind jetzt drei wirksame PARP-Inhibitoren zur Erhaltungstherapie von Patientinnen mit rezidiviertem, serösem Ovarialkarzinom, die erneut auf eine Platin-haltige Chemotherapie angesprochen haben, zugelassen. Die Wirksamkeit erscheint vergleichbar, Daten aus direkt vergleichenden Studien liegen bisher nicht vor.

Zur Stellungnahme

Unsere Anmerkungen zum Einsatz ab der Drittlinientherapie sind:

  • Basis der frühen Nutzenbewertung sind die zulassungskonformen Daten aus ARIEL2 und der Studie 10. Beide Studien sind einarmig.
  • Zweckmäßige Vergleichstherapie ist eine Therapie nach Maßgabe des behandelnden Arztes. Das umfasst die vom G-BA festgelegten Arzneimittel Topotecan und liposomales Doxorubicin, aber auch weitere wirksame Arzneimittel wie Gemcitabin oder Paclitaxel.
  • Rucaparib führt zu Remissionsraten von 51%, das mediane progressionsfreie Überleben in ARIEL2 liegt bei 10 Monaten. Diese Ergebnisse sind beeindruckend.
  • Die Rate schwerer Nebenwirkungen liegt bei 60%, das Muster ist identisch mit den Nebenwirkungen unter Rucaparib in der Erhaltungstherapie.
  • Das Dossier ist unvollständig: Es fehlen Daten zu diesen Endpunkten:
    - progressionsfreies Überleben in der Studie 10
    - Gesamtüberleben
    - Lebensqualität

Damit ist weder eine ausreichende Bewertung der Wirksamkeit für sich noch ein Vergleich gegenüber Chemotherapie oder einem anderen PARP-Inhibitor möglich.

Zur Stellungnahme