Neratinib in der adjuvanten Therapie des HER2+/HR+ Mammakarzinoms

08.04.2020
Die frühe Nutzenbewertung von Neratinib (Nerlynx®) ist das zweite Verfahren zur adjuvanten Therapie des HER-2 positiven (HER2+) Mammakarzinoms.

Neratinib ist zugelassen zur adjuvanten Therapie bei Patienten mit HER2+/Hormonrezeptor-positivem (HR+) Mammakarzinom nach Abschluss der adjuvanten Therapie mit Trastuzumab. Der G-BA hat das IQWiG mit der Dossierbewertung beauftragt. Pharmazeutischer Unternehmer und IQWiG kommen zu unterschiedlichen Bewertungen. Einen Überblick über Vergleichstherapie und Bewertungsvorschläge gibt Tabelle 1.

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Unsere Anmerkungen sind:

  • Die zweckmäßige Vergleichstherapie entspricht dem Stand des Wissens und den Leitlinien.
  • Basis der frühen Nutzenbewertung ist ExteNET, eine große, internationale, multizentrische, Placebo-kontrollierte Phase-III-Studie zum Vergleich von Neratinib versus Placebo bei Patientinnen mit reseziertem HER2+ Mammakarzinom nach Abschluss der adjuvanten Therapie mit Trastuzumab. Neratinib wurde oral über 1 Jahr gegeben.
  • Bei Hormonrezeptor-positiven (HR+) Patientinnen führt die additive Therapie mit Neratinib zu einer signifikanten Reduktion des Rezidivrisikos und zur Verlängerung des invasiven, krankheitsfreien Überlebens. Der Einfluss auf die Gesamtüberlebenszeit kann noch nicht ausgewertet werden.
  • Bei fast allen Patientinnen trat Diarrhoe auf, bei 40% im CTCAE Grad 3. Für Management und Prophylaxe wurde ärztliches Schulungsmaterial entwickelt.
  • Die Daten zur Lebensqualität der Patientinnen zeigen wenige Unterschiede zwischen den beiden Behandlungsarmen.
  • Der Vorschlag des IQWiG zu einer Saldierung „krankheitsfreies Überleben“ versus „Diarrhoe“ ist nicht patientengerecht. Die Abwägung von Nutzen (Heilung) versus Schaden (Nebenwirkungen) erfolgt patientenindividuell. Weitere Analysen präspezifizierter Subgruppen können zusätzliche Entscheidungskriterien liefern.
  • In der Bewertung des klinischen Nutzens auf der ESMO-Magnitude of Clinical Benefit Scale v1.1 erhält Pertuzumab bei nodal positiven Patientinnen den Grad XX (Skala A (hoch) – C (niedrig)).

Nach der Zulassung von Pertuzumab für die HER2+, HR- Patientinnen steht mit Neratinib jetzt auch für die HER2+, HR+ Patientinnen eine Ergänzung der adjuvanten Therapie zur weiteren Senkung der Rezidivrate zur Verfügung.


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