Pembrolizumab in der Erstlinientherapie des metastasierten, nichtkleinzelligen Lungenkarzinoms

22.06.2017
Die frühe Nutzenbewertung von Pembrolizumab ist ein weiteres Verfahren zur Immuntherapie des nichtkleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC).

Pembrolizumab ist nach der Zweitlinientherapie jetzt auch für die Erstlinientherapie von Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem NSCLC mit Nachweis einer PD-L1-Expression auf >50% der Tumorzellen ohne aktivierende EGFR- oder ALK-Mutationen zugelassen. Der G-BA hat zwei Subgruppen zur Festlegung der zweckmäßigen Vergleichstherapie gebildet und das IQWiG mit dem Bericht beauftragt. Pharmazeutischer Unternehmer und IQWiG kommen zu unterschiedlichen Bewertungen.

Unsere Anmerkungen sind:

  • Grundlage der Nutzenbewertung ist eine multizentrische, internationale, randomisierte, offene Phase-III-Studie zum Vergleich von Pembrolizumab versus einer platinhaltigen Kombinationschemotherapie. Einschlusskriterien waren u. a. guter Allgemeinzustand und Expression von PD-L1 auf >50% der Tumorzellen sowie das Fehlen aktivierender EGFR- bzw. ALK-Mutationen.  
  • Pembrolizumab führt gegenüber platinhaltiger Chemotherapie zur Verlängerung der Überlebenszeit (Hazard Ratio 0,60), zur Steigerung der Überlebensrate nach 12 Monaten, zur Verlängerung des progressionsfreien Überlebens, zur Erhöhung der Remissionsrate und zur Verbesserung Tumor-assoziierter Symptomatik. 
  • Die Rate schwerer Nebenwirkungen unter Pembrolizumab ist mit 26,6% deutlich und klinisch relevant niedriger als unter platinhaltiger Chemotherapie mit 53,3%.
  • Daten zum Vergleich von Pembrolizumab versus Chemotherapie bei Patienten im Status ECOG >1 liegen nicht vor. Der Vorschlag des IQWiG-Berichtes für einen erheblichen Zusatznutzen in dieser Patientengruppe ist angesichts dieser Datenlage erstaunlich.

Pembrolizumab ist jetzt in der Erstlinientherapie des lokal fortgeschrittenen und metastasierten NSCLC angekommen. Der Zusatznutzen gegenüber Chemotherapie ist vergleichbar mit anderen Indikationen.

Offene Fragen aus der Zulassungsstudie sind

  •   klinisch relevanter Schwellenwert der PD-L1-Expression
  •   Unterschätzung des Effektes auf die Gesamtüberlebenszeit durch Switching (Crossover)
  •   Identifikation von Patienten, die aufgrund von Allgemeinzustand und Komorbidität nicht für eine Immuntherapie geeignet sind. 

 


Pembrolizumab (neues Anwendungsgebiet) DGHO Stellungnahme 20170606