Carfilzomib beim rezidivierten Multiplen Myelom

07.04.2016
Die medikamentöse Therapie des Multiplen Myeloms erlebt zurzeit einen Innovationsschub mit Arzneimitteln aus unterschiedlichen Substanzgruppen.

Die frühe Nutzenbewertung des Proteasom-Inhibitors Carfilzomib (Kyprolis®) bei Patienten mit rezidiviertem, progredientem Multiplem Myelom nach mindestens einer Vortherapie wird im Rahmen seines Status als Medikament zur Behandlung einer seltenen Erkrankung (Orphan Drug) durchgeführt worden. Der pharmazeutische Unternehmer beantragt die Feststellung eines beträchtlichen Zusatznutzens. Der Bericht des G-BA enthält keinen Vorschlag zur Kategorisierung des Zusatznutzens.

Unsere Anmerkungen sind:   
•    Für die Beurteilung des Zusatznutzens liegen Daten einer multizentrischen, randomisierten Studie zum Vergleich der Dreifachkombination Carfilzomib/Lenalidomid/Dexamethason versus der Zweifachkombination Lenalidomid/Dexamethason vor.
•    Die Hinzunahme von Carfilzomib führt bei Patienten mit rezidiviertem Multiplem Myelom nach mindestens einer Vorbehandlung zu einer statistisch signifikanten und klinisch relevanten Verlängerung des progressionsfreien Überlebens von 8,7 Monaten und zur Verlängerung der Zeit bis zur Einleitung der nächsten Therapie um 13,1 Monate.
•    Carfilzomib führt zu einer statistisch signifikanten Verbesserung der Gesamtüberlebensrate nach 2 Jahren, allerdings ohne Überschreiten der präspezifizierten Signifikanzgrenze. Es fehlen Daten zur Postprogressionstherapie, insbesondere zur Hochdosistherapie mit autologer Stammzelltransplantation.  
•    Die Nebenwirkungsrate im Carfilzomib-Arm war nicht wesentlich höher als im Kontrollarm, häufigste zusätzliche Nebenwirkung im CTCAE Grad 3/4 war eine Hypokaliämie.  
•    Die Daten zur Lebensqualität zeigen bessere Werte ab dem 3. Therapiezyklus für den Carfilzomib-Arm, sind allerdings nicht vollständig. 

Die Hinzunahme von Carfilzomib zur Kombination Lenalidomid/Dexamethason ist eine neue, wirksame und gut verträgliche Therapieoption ab dem ersten Rezidiv eines Multiplen Myeloms. Der langfristige Stellenwert der Dreifachtherapie und die optimale Sequenz der verschiedenen neuen Arzneimittel im Rezidiv sind noch nicht etabliert.


Carfilzomib DGHO Stellungnahme 20160405.pdf