Artur-Pappenheim-Preis 2016 an PD Dr. med. Rebekka Schneider-Kramann, Aachen

Schneider-Kramann.jpgDer Artur-Pappenheim-Preis ist für eine wissenschaftliche Arbeit bestimmt, die sich mit klinischen, experimentellen oder theoretischen Fragen der Hämatologie befasst und ist mit 7.500 Euro dotiert.

„Rps14 haploinsufficiency causes a block in erythroid differentiation mediated by S100A8 and S100A9“

Zusammenfassung der Arbeit

Im Myelodysplastischen Syndrom (MDS) mit del(5q) liegt eine heterozygote Deletion eines ribosomalen Proteins, RPS14, vor, die assoziiert ist mit der klinischerseits distinkten makrozytären Anämie. Der zugrundeliegende Mechanisms war bislang unbekannt. Wir konnten in einem neuen Rps14-Knockout Mausmodell mittels quantitativer Proteomics und funktioneller Analysen zeigen, dass der heterodimere Proteinkomplex, S100A8/S100A9 den erythroiden Differenzierungsdefekt der hämatopoetischen Stammzelle in del(5q) MDS induziert. Diese Daten stellen einen unerwarteten Bezug zwischen Haploinsuffizienz eines ribosomalen Proteins, Aktivierung des Proteinkomplexes S100A8/S100A9 mit konsekutiver Entzündung im Knochenmark und Inhibition der Erythropoese in del(5q) MDS her. Auch in del(5q) MDS Patientenproben zeigt sich ein signifikanter Anstieg von S100A8-positiven Zellen im Knochenmark, der mit der Transfusionsabhängigkeit korreliert. Die Arbeit unterstützt die bestehende Hypothese, dass Entzündung in MDS eine wichtige Rolle in der Krankheitsentstehung und Progression spielt. Die pharmakologische Inhibition der Aktivierung des angeborenen Immunsystems (z.B. über Inhibition von S100A8) stellt einen attraktiven Ansatz, nicht nur für Patienten mit del(5q) MDS sondern auch anderen Ribosomopathien mit Knochenmarksversagen, dar.

Lebenslauf

PD Dr. Rebekka Schneider-Kramann studierte von 2001-2007 Medizin an der RWTH Aachen und promovierte in der Pathologie bei Prof. Knüchel-Clarke. Von 2008 bis 2011 arbeitete sie als Assistenzärztin in der Pathologie an der RWTH Aachen. Wissenschaftlich befasste sie sich mit der Rolle der Stammzellnische in der Stammzelldifferenzierung unter physiologischen Bedingungen und in der Pathogenese von myeloproliferativen Neoplasien in Kooperation mit der Klinik für Hämatologie und Onkologie (Prof. Dr. T.H. Brümmendorf), worüber sie sich 2012 habilitierte. Als Stipendiatin zunächst der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und später der Edward P. Evans MDS Stiftung forschte Frau Schneider von 2012 bis Mitte 2015 im Labor von Prof. Benjamin L. Ebert am Brigham and Women’s Hospital/Harvard Medical School in Boston an der Rolle von genetischer Haploinsuffizienz in der Pathogenese und Therapie des del(5q) MDS. Seit 2015 führt Frau Schneider ihre klinische Ausbildung in der Pathologie fort und ist Leiterin einer Deutsche Krebshilfe-geförderten Max Eder-Nachwuchsgruppe in der Abteilung von Prof. Dr. Brümmendorf, deren wissenschaftlicher Schwerpunkt in der Erforschung von extrinsischen und intrinsischen Mechanismen in der Regulation der hämatopoetischen Stammzelle in myeloiden Neoplasien liegt.