Daratumumab in der Erstlinientherapie des Multiplen Myeloms

22.06.2020
Daratumumab wurde in zwei Indikationen bewertet:

Patienten, die für eine autologe Stammzelltransplantation geeignet sind

  • Die vom G-BA festgelegte, zweckmäßige Vergleichstherapie entspricht den Empfehlungen der Fachgesellschaften und der Versorgungssituation in Deutschland. Allerdings wird die in dieser Indikation einzig zugelassene Dreifachkombination Kombination Bortezomib / Thalidomid / Dexamethason in Deutschland nur selten eingesetzt.
  • Basis der frühen Nutzenbewertung ist die internationale, multizentrische, randomisierte, offene Phase-III-Studie CASSIOPEIA zum Vergleich der Kombination von Daratumumab / Bortezomib / Thalidomid / Dexamethason (D-VTd) gegenüber Bortezomib / Thalidomid / Dexamethason (VTd).
  • Die Kombinationstherapie mit Daratumumab führt zur Steigerung der Rate stringenter Komplettremissionen, zur Erhöhung der Rate von Patienten ohne nachweisbare minimale Resterkrankung (MRD), zur Verlängerung der progressionsfreien Überlebenszeit, und zeigt bei kurzer Nachbeobachtungszeit einen Trend zur Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit.
  • Die Rate schwerer Nebenwirkungen wird durch die Kombination mit Daratumumab insgesamt nicht gesteigert, erhöht ist die Rate von schweren Neutropenien und von Infektionen. Die Kombinationstherapie mit Daratumumab führt zur Senkung der Rate Therapie-assoziierter Todesfälle (9 vs 1).

Mit Daratumumab / Bortezomib / Thalidomid / Dexamethason (D-VTd) wird ein neuer Standard in der Induktionstherapie von Patienten etabliert, die für eine Hochdosistherapie mit autologer Stammzelltransplantation geeignet sind. Zur belastbaren Quantifizierung des Einflusses von Daratumumab auf die Gesamtüberlebenszeit sind weitere Datenschnitte erforderlich.
Unklar ist, ob die Kombination mit Daratumumab auch bei den anderen, etablierten Induktionstherapien zur Verbesserung der Behandlungsergebnisse führt. Offen ist auch, ob eine Daratumumab-Erhaltungstherapie erforderlich ist.


Zur Stellungnahme


Patienten, die nicht für eine autologe Stammzelltransplantation geeignet sind

  • Zweckmäßige Vergleichstherapie ist eine Behandlung nach Maßgabe des behandelnden Arztes. Dies entspricht der Heterogenität der Patientenpopulation und der Behandlungsrealität in Deutschland. Eine Behandlung nach Maßgabe des behandelnden Arztes beinhaltet auch Lenalidomid + Dexamethason.
  • Basis der frühen Nutzenbewertung ist die internationale, multizentrische, randomisierte, offene Phase-III-Studie MAIA zum Vergleich der Kombination von Daratumumab/Lenalidomid/Dexamethason gegenüber Lenalidomid/Dexamethason.
  • Die Kombinationstherapie mit Daratumumab führt zu einer signifikanten Steigerung der Remissionsrate, zur Erhöhung der Rate von Patienten ohne nachweisbare minimale Resterkrankung (MRD) sowie zur Verlängerung der progressionsfreien Überlebenszeit. Die Gesamtüberlebenszeit ist zum vorliegenden Zeitpunkt nicht signifikant verlängert, die Anzahl von Ereignissen ist zu niedrig für eine belastbare Auswertung. Das mediane progressionsfreie Überleben ist bislang im Daratumumab-Arm nicht erreicht und wird derzeit auf über 50 Monate geschätzt.
  • Die Rate schwerer Nebenwirkungen wird durch die Kombination mit Daratumumab insgesamt nicht gesteigert, erhöht ist die Rate von schweren Neutropenien und von Infektionen. Die Abbruchrate ist im Kontrollarm doppelt so hoch wie im Daratumumab-Arm.
  • Bei den Patienten-berichteten Endpunkten zeigen sich Unterschiede zugunsten des Daratumumab-Arms (je nach angewandter Methodik) beim allgemeinen Gesundheitszustand, bei gesundheitsbezogener Lebensqualität, bei Schmerzen mit Verlängerung der Zeit bis zur Wiederaufnahme einer Schmerztherapie mit Opioden, und bei Fatigue.

Daratumumab/Lenalidomid/Dexamethason ist eine weitere hochwirksame Erstlinientherapie bei Patienten, die nicht für eine Hochdosistherapie geeignet sind.



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