Tisagenlecleucel (Anti-CD19-CAR-T-Zellen) beim diffusen großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL) und bei der B-Linien-ALL

30.01.2019

1. DLBCL: Gemeinsame Stellungnahme von DAG-KBT, DGHO und German Lymphoma Alliance

Mit dem Verfahren zu Tisagenlecleucel (Kymriah®) für das diffuse großzellige B-Zell-Lymphom (DLBCL) wird nach Pixantron und Brentuximab Vedotin ein drittes neues Arzneimittel bei aggressiven Lymphomen bewertet, das erste Verfahren explizit für das DLBCL. Tisagenlecleucel gehört mit dem fast zeitgleich zugelassenen Axicabtagen-Ciloleucel zu den ersten, in Deutschland eingeführten Arzneimitteln aus der Gruppe der CAR-T Zellen (Chimäre Antigen-Rezeptor-T-Zellen). Tisagenlecleucel ist zugelassen als Monotherapie für Patienten* mit rezidiviertem oder refraktärem DLBCL nach mindestens zwei Vortherapien. Das Verfahren wird im Rahmen seines Status als Medikament für seltene Erkrankungen (Orphan Drug Status) durchgeführt. Der Bericht wurde vom G-BA erstellt. Der pharmazeutische Unternehmer beantragt die Feststellung eines erheblichen Zusatznutzens. Der Bericht des G-BA enthält keinen Vorschlag zur Kategorisierung des Zusatznutzens. Unsere Anmerkungen sind:

  • Für die frühe Nutzenbewertung liegen Daten einer einarmigen Studie vor. 
  • Tisagenlecleucel führt bei Patienten mit rezidiviertem/refraktärem DLBCL nach mindestens zwei Vortherapien zu Remissionsraten >50% sowie zu einer Gesamtüberlebensrate nach 27 Monaten von etwa 40%.
  • Besondere, schwere Nebenwirkungen sind das Zytokinfreisetzungssyndrom (Cytokine-Release-Syndrom), ein Tumorlysesyndrom und das CAR-T-Cell-Related Encephalopathy Syndrom (CRES).
  • Die Gesamtüberlebensraten mit Tisagenlecleucel liegen etwa im Bereich der allogenen Stammzelltransplantation, die Patientenkollektive sind jedoch nicht identisch. Daten direkt vergleichender Studien liegen nicht vor. Bei Patienten mit rezidiviertem/refraktärem DLBCL nach mindestens zwei Vortherapien ist eine sorgfältige, patientenindividuelle Abwägung der Therapieoptionen mit Unterstützung fachspezifischer Tumorboards erforderlich.

Tisagenlecleucel ist eine neue vielversprechende Therapieoption mit kurativem Potenzial.


Zur Stellungnahme

2. Akute Lymphatische Leukämie : Gemeinsame Stellungnahme von DAG-KBT, DGHO, GMALL und GPOH

Mit dem Verfahren zu Tisagenlecleucel (Kymriah®) für die Therapie der Akuten Lymphatischen Leukämie (ALL) wird nach Blinatumomab und Inotuzumab Ozogamicin ein drittes neues Arzneimittel in dieser Entität bewertet. Tisagenlecleucel ist das erste, in Deutschland eingeführte Arzneimittel aus der Gruppe der CAR-T Zellen (Chimäre Antigen-Rezeptor-T-Zellen). Es ist zugelassen als Monotherapie für Patienten* im Alter bis zu 25 Jahre mit rezidivierter oder refraktärer B-Zell-ALL. Das Verfahren wird im Rahmen seines Status als Medikament für seltene Erkrankungen (Orphan Drug Status) durchgeführt. Der Bericht wurde vom G-BA erstellt. Der pharmazeutische Unternehmer beantragt die Feststellung eines erheblichen Zusatznutzens. Der Bericht des G-BA enthält keinen Vorschlag zur Kategorisierung des Zusatznutzens. Unsere Anmerkungen sind:

  • Für die frühe Nutzenbewertung liegen Daten einarmiger Studien vor. 
  • Tisagenlecleucel führt bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit rezidivierter/refraktärer ALL in den einarmigen Studien zu Raten kompletter Remissionen zwischen 60 und 95%, einschl. MRD (Minimal Residual Disease) - Negativität, sowie zu einer Rate ereignisfreien und Gesamtüberlebens nach 30 Monaten von über 50%.
  • Besondere, schwere Nebenwirkungen sind das Zytokinfreisetzungssyndrom (Cytokine-Release-Syndrom), ein Tumorlysesyndrom und das CAR-T-Cell-Related Encephalopathy Syndrom (CRES). Spätfolge der Therapie kann eine substitutionspflichtige Hypogammaglobulinämie sein.

Tisagenlecleucel ist eine neue vielversprechende Therapieoption mit kurativem Potenzial.

Zur Stellungnahme