Nutzenbewertung von Cabozantinib beim medullären Schilddrüsenkarzinom

25.11.2014

Cabozantinib (Cometriq®) ist zugelassen für die Therapie des medullären Schildddrüsenkarzinoms bei erwachsenen Patienten mit progredienter, nicht resektabler, lokal fortgeschrittener oder metastasierter Erkrankung. Cabozantinib hat den Status eines Medikamentes für seltene Leiden (Orphan Drug). Der Bericht wurde vom G-BA erstellt. Der pharmazeutische Unternehmer sieht den Beleg für einen geringen Zusatznutzen für die Gesamtpopulation der Patienten, für Patienten mit einer Mutation RET-M918T den Beleg für einen beträchtlichen Zusatznutzen.

Unsere Anmerkungen sind:

  • Cabozantinib ist ein weiterer wirksamer, oraler Tyrosinkinase-Inhibitor  (TKI) zur Therapie von Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem, progredientem Schilddrüsenkarzinom.
  • Cabozantinib führt zu einer statistisch signifikanten und klinisch relevanten Verlängerung des progressionsfreien Überlebens (HR 0,28) und zu einer Reduktion krankheitsassoziierter Symptome. Cabozantinib ist auch nach Vorbehandlung mit anderen TKI wirksam.
  • In der Gesamtpopulation der Patienten führt Cabozantinib nicht zu einer Verlängerung der Überlebenszeit. Crossover war in der Studie nicht zugelassen, allerdings ist die Postprogressionstherapie nicht sorgfältig dokumentiert. Hier kann eine Verzerrung durch späteren Einsatz von Vandetanib und anderen TKI auftreten.
  • In den Subgruppen der Patienten mit Mutation RETM918T und der Patienten mit reduziertem Allgemeinzustand fand sich eine Verlängerung der Überlebenszeit im Vergleich zum Placebo-Arm. Die Zulassungsstudie war allerdings nicht dazu angelegt, Unterschiede in diesen Subgruppen nachzuweisen. Klinisch kann auf dem Boden der aktuellen Datenlage der Nachweis einer RET Mutation nicht Grundlage für die Indikationsstellung für oder gegen eine Therapie mit Cabozantinib sein. Eine Verlängerung des PFS wurde auch bei Patienten mit unbekanntem oder negativem RET Mutations-Status nachgewiesen.
  • Nebenwirkungen sind unter Cabozantinib häufig und führen bei der Mehrzahl der Patienten zu Dosisreduktionen. Nach heutiger Erkenntnis ist der Start mit einer niedrigeren Dosis sinnvoll. Der Therapieerfolg bleibt vielen Patienten auch bei niedrigerer Dosis erhalten.
  • In der klinischen Behandlungssituation bei Patienten mit progredienter und symptomatischer Erkrankung kann jetzt zwischen Vandetanib und Cabozantinib, z. B. in Abhängigkeit von bestehenden Komorbiditäten, entschieden werden. Direkte Daten zum Vergleich der beiden Substanzen liegen nicht vor. Durch die hohe Wirksamkeit nach Vorbehandlung mit anderen Tyrosinkinase-Inhibitoren ist Cabozantinib auch als Zweitlinientherapie geeignet.

Cabozantinib DGHO Stellungnahme 20141124.pdf