Fedratinib bei Myelofibrose

29.07.2021
Die frühe Nutzenbewertung von Fedratinib (Inrebic®) betrifft das dritte neue Arzneimittel für die Therapie myeloproliferativer Erkrankungen, nach Ruxolitinib und Ropeginterferon.

Fedratinib ist zugelassen zur Therapie der primären Myelofibrose (MF) sowie der sekundären Myelofibrose, nach Polycythaemia vera (PV) oder Essentieller Thrombozythämie (ET). Die Zulassungsindikation von Fedratinib ist unabhängig von der Vorbehandlung mit einem JAK-Inhibitor. Der G-BA hat aufgrund des Orphan-Drug-Status den Bericht selbst erstellt. Einen Überblick über die Subgruppen und Bewertungsvorschläge gibt Tabelle 1.

Tabelle 1: Vorschläge zum Zusatznutzen von Fedratinib

Legende: pU – pharmazeutischer Unternehmer, ZVT – zweckmäßige Vergleichstherapie

Unsere Anmerkungen sind:

  • Basis der frühen Nutzenbewertung von Fedratinib sind zwei Studien:
    • JAKARTA: randomisierte, dreiarmige Placebo-kontrollierte Phase-3-Studie bei Patient*innen ohne Vorbehandlung mit einem JAK-Inhibitor.
    • JAKARTA2: einarmige Phase-2-Studie bei Patient*innen nach Vorbehandlung mit einem JAK-Inhibitor.
  • Fedratinib führte bei nicht-vorbehandelten Patient*innen im Vergleich zu Placebo zur Reduktion der Milzgröße und zur Reduktion MF-assoziierter Symptome. Zum Datenschnitt im Jahr 2013 lagen zu wenige Ereignisse zur Erfassung des Einflusses auf die Gesamtüberlebenszeit vor.
  • Fedratinib führte bei vorbehandelten Patient*innen im intraindividuellen Vergleich ebenfalls zur Reduktion der Milzgröße und zur klinisch relevanten Linderung von belastenden Symptomen. Die Effekte sind weniger ausgeprägt als bei nicht-vorbehandelten Patient*innen.
  • Die Mehrzahl der schweren unerwünschten Ereignisse betreffen Laborwerte. Das im Jahr 2013 zum Abbruch der Zulassungsstudien führende Auftreten von Wernicke-Encephalopathien bei einer Dosierung von 500 mg / Tag ist durch die Hemmung der Aufnahme von Thiamin (Vitamin B1) durch Fedratinib verursacht. Die Überwachung der Thiamin-Spiegel ist Bestandteil des Nebenwirkungsmanagements.
  • Die jetzt zugelassene Dosierung von Fedratinib liegt bei 400 mg / Tag.

Fedratinib ist ein weiterer, wirksamer JAK-Inhibitor. Wir sehen den Stellenwert von Fedratinib vor allem bei Patient*innen, die auf Ruxolitinib nicht (mehr) ansprechen oder Ruxolitinib nicht tolerieren. Hier besteht ein großer ungedeckter medizinischer Bedarf mit kurzer Lebenserwartung.
Aufgrund der schmalen Datenbasis halten wir anwendungsbegleitende Maßnahmen in Form eines Registers für sinnvoll, welches auch die Vergleichstherapien abbildet.

Zur Stellungnahme