Leyden-Denkmal in der Charité. Mahnung gegen das Vergessen

Berlin, 01.Oktober 2019
Anlässlich der Wiederaufstellung des Ernst-von-Leyden-Denkmals am 11.10.2019 auf dem Campus Charité Mitte

Ein Vierteljahrhundert war es eingelagert. Jetzt soll es, restauriert und gereinigt, wieder aufgestellt werden: Das 3,70 m hohe Bronze-Denkmal für den großen Berliner Internisten Ernst von Leyden (1832-1910), angefertigt von dem Bildhauer Eugen Börmel und erstmals aufgestellt im Juni 1913. Es erhält seinen Platz vor der früheren I. Medizinischen Klinik der Charité, zu deren Weltruhm von Leyden als Direktor (1885 bis 1907) wesentlich beigetragen hat. Als Arzt behandelte Leyden gleichermaßen königliche Hoheiten (z.B. den russischen Zar Alexander) wie unbemittelte Kranke.

Die neuerliche Enthüllungszeremonie findet am Freitag, 11.10.2019 um 12:00 Uhr statt; vorgeschaltet ist ein Historisches Symposium (9:30 – 12:00 Uhr) in der Hörsaalruine des Berliner Medizinhistorischen Museums, das die Zeitumstände und das Auf und Ab der Erinnerung vom Kaiserreich über die Weimar Republik und das Dritte Reich beleuchten soll. Zwei Leyden-Urenkel aus England und den Nieder-landen haben ihre Teilnahme zugesagt; ihre Familien waren ausgewandert, da Ernst von Leyden in der Nazi-Zeit wegen „jüdischer Versippung“ verunglimpft und sein einziger Sohn aus dem Staatsdienst entlassen worden war.

Ernst von Leyden gilt als Initiator und Gründer der „Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin“ (1882), ferner als Begründer des „Zentralkomitees für Krebs-forschung“ (1900), der heutigen „Deutschen Krebsgesellschaft“ sowie einer „Internationalen Vereinigung für Krebsforschung“ (1908). Letztere ging nach drei erfolgreichen Kongressen am Vorabend des Ersten Weltkrieges an Rivalitäten zwischen England, Frankreich und Deutschland zugrunde. Das in den zwanziger Jahren weltweit angesehene, von Ernst von Leyden eingerichtete Berliner Krebs-institut wurde von den Nationalsozialisten niedergewirtschaftet. Geradezu symbolhaft erhielt das Bronze-Denkmal Leydens im sogenannten „Endkampf von Berlin“ (April/Mai 1945) einen Einschuss in den Kopf.

Zu der Veranstaltung am 11.10.2019 laden die Charité-Universitätsmedizin Berlin und die DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie, die auch die Initiative für die Restaurierung ergriffen und weitere Unterstützer gefunden hatte. Schon 2014 war die DGHO mit dem Buch „Erinnerungsort Krebsbaracke“ des Medizinhistorikers Peter Voswinckel hervorgetreten; in diesem Jahr findet es seine Fortsetzung mit der Studie: „Verwässerung und Verleugnung einer Gründungsgeschichte der Onkologie: Ernst von Leyden und seine Bedeutung für Disziplinbildung und Internationalität.“ Ferner gibt es am 11.10.2019 ein Heftchen mit Nachrufen und Gedenkartikeln auf Ernst von Leyden und seine nicht weniger bedeutende Frau Marie von Leyden geb. Oppenheim (†1932). Zusammen bildeten sie, nach den Worten Alice Salomons, „einen Mittelpunkt der Bürgerlichen Welt“ Berlins. Heute darf Ernst von Leyden als Schöpfer der Krebsfürsorge und -behandlung unsere Achtung finden!

Über die DGHO
Die DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e.V. besteht seit über 80 Jahren und hat heute mehr als 3.500 Mitglieder, die in der Erforschung und Behandlung hämatologischer und onkologischer Erkrankungen tätig sind. Mit ihrem Engagement in der Aus-, Fort- und Weiterbildung, mit der Erstellung der Onkopedia-Leitlinien, mit der Wissensdatenbank, mit der Durch-führung von Fachtagungen und Fortbildungsseminaren sowie mit ihrem gesund-heitspolitischen Engagement fördert die Fachgesellschaft die hochwertige Versor-gung von Patientinnen und Patienten im Fachgebiet. In mehr als 30 Themen-zentrierten Arbeitskreisen engagieren sich die Mitglieder für die Weiterentwicklung der Hämatologie und der Medizinischen Onkologie. Zentrale Veranstaltung für den wissenschaftlichen Austausch ist die Jahrestagung mit über 5.000 Teilnehmern, gemeinsam veranstaltet mit der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (OeGHO), der Schweizerischen Gesellschaft für Medizi-nische Onkologie (SGMO) und der Schweizerischen Gesellschaft für Hämatologie (SGH+SSH). Ausführliche Informationen unter: www.dgho.de

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