Selpercatinib beim RET-mutierten, medullären Schilddrüsenkarzinom (MTC)

08.02.2023
Die frühe Nutzenbewertung von Selpercatinib (Retsevmo®) ist ein weiteres Verfahren beim RET-mutierten, medullären Schilddrüsenkarzinom (MTC).

Selpercatinib ist jetzt auch zugelassen in der Erstlinientherapie von Patientinnen und Patienten (Pat., ab 12 Jahre) mit fortgeschrittenem MTC und Nachweis einer RET-Mutation im Tumorgewebe oder in der Keimbahn. Der G-BA hat das IQWiG mit dem Bericht beauftragt. Pharmazeutischer Unternehmer und IQWiG kommen zu unterschiedlichen Bewertungen. Einen Überblick über Vergleichstherapie und Bewertungsvorschläge gibt Tabelle 1.

Tabelle 1: Vorschläge zum Zusatznutzen von Selpercatinib

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Legende: pU – pharmazeutischer Unternehmer, ZVT – zweckmäßige Vergleichstherapie

 

Unsere Anmerkungen sind:

  • Die Festlegung der ZVT entspricht den Empfehlungen der Fachgesellschaften.
  • Basis der frühen Nutzenbewertung ist LIBRETTO-001, eine offene, internationale, multizentrische Phase-1/2-Basket-Studie. Ausgewertet wurden für die Teilpopulation MTC A (ohne vorangegangene Therapie mit Multikinase-Inhibitoren, MKI) 142 Pat. mit fortgeschrittenem RET+ MTC. 19% der Pat. hatten bereits eine systemische Vortherapie, jedoch weder Vandetanib noch Cabozantinib, erhalten.
  • Selpercatinib führte bei 95% dieser Pat. zu einer Remission, dominierend zu einer partiellen Remission. Die mediane progressionsfreie Überlebensrate nach 24 Monaten lag bei 81,1%, die Gesamtüberlebensrate bei 95%.
  • Die häufigsten unerwünschten Ereignisse betrafen Xerostomie (Mundtrockenheit), Diarrhoe, Hypertonie, Fatigue und Ödeme.
  • Im intraindividuellen Vergleich zeigten sich mehr Verbesserungen als Verschlechterungen in den globalen Skalen zu Parametern der Lebensqualität.
  • In der Bewertung des klinischen Nutzens auf der ESMO-Magnitude of Clinical Benefit Scale v1.1 erhält Selpercatinib den Grad 3 (Skala 1 (niedrig) – 5 (hoch)).

Selpercatinib ist ein hoch wirksames, molekular zielgerichtetes Arzneimittel für Pat. mit fortgeschrittenem MTC und Nachweis einer RET-Mutation. Im indirekten Vergleich sind die Ansprechraten deutlich höher als die Daten der zugelassenen Multikinase-Inhibitoren, die Rate schwerwiegender und belastender Nebenwirkungen ist niedriger. Für eine endgültige Bewertung des Zusatznutzens sind direkt vergleichende Studien erforderlich.

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