Entwurf eines Gesetzes zur Vermeidung von Lieferengpässen (ALBVVG) – neue Ansätze!

01.03.2023
In den letzten Jahren wurden mehrere gesetzliche Regelungen zur Vermeidung und zum Management von Lieferengpässe bei Arzneimitteln verabschiedet. Allerdings konnten sie im Jahr 2022 nicht den Anstieg der Zahl von Lieferengpässen und das Auftreten von Versorgungsengpässen verhindern.

Das Bundesministerium für Gesundheit hat jetzt den Entwurf eines Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) zur Einleitung weiterer Maßnahmen für die nachhaltige Sicherung der Arzneimittelversorgung in Deutschland vorgelegt. In einer Stellungnahme haben sich die medizinischen Fachgesellschaften geäußert.

Zentrale Punkte sind:

  • Diversifizierung der Lieferketten: wir begrüßen die vorgeschlagenen Änderungen.
  • Verpflichtende Lagerhaltung seitens der pharmazeutischen Unternehmer: diese Regelung ist lange überfällig.
  • Erweiterung der verpflichtenden Lagerhaltung seitens der Krankenhausapotheken für Antibiotika: diese Regelung ist zum jetzigen Zeitpunkt kontraproduktiv und sollte durch die Sicherung kurzfristiger Lieferketten ersetzt werden.
  • Frühwarnsystem: dieses wichtige Element sollte eng auf der Ebene der Europäischen Union vernetzt werden.
  • Fokus auf Kinderarzneimittel: die begrüßenswerten Regelungen müssen auch den häufigen Off-Label-Use bei Kinderarzneimitteln berücksichtigen; die fixe Festlegung einer möglichen Erhöhung des Abgabepreises um bis zu 50% ist nicht evidenzbasiert.
  • Fokus auf Antibiotika: wir begrüßen die vorgeschlagenen Änderungen.
  • Fokus auf die Behandlung onkologischer Erkrankungen: wir begrüßen die vorgeschlagenen Änderungen. Wir sehen dies aber dezidiert als Pilotprojekt und fordern eine rasche Ausweitung der Regelungen auf alle unverzichtbaren Arzneimittel für alle medizinischen Fachdisziplinen.

Referentenentwurf Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz – ALBVVG

Stellungnahme wissenschaftlicher medizinischer Fachgesellschaften zum Referentenentwurf