Lieferengpass bei Cotrimoxazol – Indikationen und Alternativen

02.03.2020
Cotrimoxazol (Trimethoprim/Sulfamethoxazol) gehört zu den unverzichtbaren Antibiotika und steht auf der WHO Model List of Essential Medicines. Das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat die Fachkreise über einen Lieferengpass bei Cotrimoxazol informiert. Die Dauer des Engpasses ist derzeit nicht abschätzbar.

Cotrimoxazol gehört bei Patienten* mit hämatologischen Neoplasien oder soliden Tumoren zum Standard in der antibiotischen Prophylaxe und Therapie. Vor dem Hintergrund des Versorgungsengpasses soll der Einsatz von Cotrimoxazol auf die Indikationen beschränkt werden, in denen dieses Antibiotikum Mittel der ersten Wahl in Abwägung der therapeutischen Alternativen ist. Unsere aktuellen Empfehlungen zum Umgang mit dem Cotrimoxazol-Engpass bei Patienten mit hämatologischen Neoplasien oder soliden Tumoren sind:

  • Die orale Gabe von Cotrimoxazol ist Mittel der ersten Wahl zur Prophylaxe der Pneumocystis jirovecii-Pneumonie (PjP). Eine Prophylaxe ist nur bei Patienten mit hohem Risiko indiziert. Die Indikationsstellung erfolgt auf der Basis der Evidenz und der aktuellen Leitlinien. Bei Nichtverfügbarkeit von Cotrimoxazol bestehen folgende Alternativen:
    • Atovaquon ist hoch wirksam und insgesamt gut verträglich, es wird oral appliziert. Atovaquon hat keine Zulassung für die Prophylaxe der PjP.
    • Dapson ist hoch wirksam, es wird oral appliziert. Dapson führt bei ca. 20% der Patienten zu einer Hämolyse, die insbesondere bei Glucose-6-Phoshat-Dehydrogenasemangel lebensbedrohlich sein kann. Dapson hat keine Zulassung für die Prophylaxe der PjP.
    • Pentamidin hat eine gute Schutzwirkung, ist den systemisch applizierten Arzneimitteln in seiner Wirksamkeit aber unterlegen und schützt nicht vor Toxoplasmose. Pentamidin wird inhaliert. Erforderlich ist eine spezielle Ausrüstung zum Schutz des Personals und anderer Patienten. Pentamidin hat eine Zulassung für die Prophylaxe der PjP.
  • Cotrimoxazol ist auch zur Prophylaxe bakterieller Infektionen und febriler Neutropenie bei Hochrisiko-Patienten mit hämatologischen Neoplasien oder soliden Tumoren geeignet, aber nicht Arzneimittel der ersten Wahl. Besteht eine Indikation bei Patienten mit hohem Risiko entsprechend den aktuellen Leitlinien kann die Prophylaxe mit einem Fluorchinolon erfolgen.
  • Cotrimoxazol ist als Mittel der ersten Wahl zur Prophylaxe von Toxoplasmose-Reaktivierungen bei seropositiven Patienten nach allogener Stammzelltransplantation indiziert. Alternative ist Dapson in Kombination mit Pyrimethamin.
  • Cotrimoxazol ist Mittel der ersten Wahl in der Therapie der PjP. In Abhängigkeit von der Schwere des Krankheitsbildes wird es oral oder intravenös eingesetzt. Alternativen bei Nichtverfügbarkeit von Cotrimoxazol sind (in dieser Reihenfolge) Clindamycin + Pyrimethamin, Trimethoprim + Dapson, oder intravenöses Pentamidin. Die Wahl der Arzneimittel erfolgt in Abhängigkeit von der Schwere des Krankheitsbildes und unter Berücksichtigung möglicher Kontraindikationen.

* Die in diesem Text verwendeten Genderbegriffe vertreten alle Geschlechtsformen.

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