Gemtuzumab Ozogamicin in der Erstlinientherapie der akuten myeloischen Leukämie (AML)

08.01.2019
Dies ist die dritte frühe Nutzenbewertung eines neuen Arzneimittels zur Therapie der neudiagnostizierten akuten myeloischen Leukämie (AML).

Gemtuzumab Ozogamicin (Mylotarg®) ist ein Antikörper-Konjugat. Es ist zugelassen für die Erstlinientherapie von Patienten mit AML >15 Jahre, in Kombination mit Cytarabin und Daunorubicin. Der G-BA hat aufgrund des Orphan-Drug-Status den Bericht selbst erstellt. Einen Überblick über die Subgruppen und Bewertungsvorschläge gibt Tabelle 1.

Tabelle 1: Vorschläge zum Zusatznutzen von Gemtuzumab Ozogamicin
Vorschläge zum Zusatznutzen von Gemtuzumab Ozogamicin.JPG

Unsere Anmerkungen sind:

  • Basis der frühen Nutzenbewertung von Gemtuzumab Ozogamicin (GO) bei der AML ist ALFA-0701, eine multizentrische, in Frankreich durchgeführte, offene Phase-III-Studie bei 271 Patienten im Alter zwischen 50-70 Jahren. Die verfügbare Datenlage zur Wirksamkeit von Gemtuzumab Ozogamicin in der Erstlinientherapie der AML ist sehr viel größer mit mehr als 10 randomisierten Studien und mehr als 7.000 eingeschlossenen Patienten.
  • In der Zulassungsstudie führte Gemtuzumab Ozogamicin (GO) in Kombination mit Cytarabin/Daunorubicin in der Induktions- und der Konsolidierungstherapie zu einer signifikanten Verlängerung des ereignisfreien Überlebens sowie zu einer numerischen, aber statistisch nicht signifikanten Verbesserung der Remissionsrate und der medianen Gesamtüberlebenszeit. Die Rate allogener Stammzelltransplantationen im weiteren Krankheitsverlauf war im Kontrollarm signifikant höher als im GO-Arm.
  • Die Rate schwerer Nebenwirkungen ist unter Gemtuzumab Ozogamicin erhöht. Im Vordergrund stehen längere Neutro- und Thrombozytopenien sowie eine erhöhte Blutungsrate.
  • Daten zur Lebensqualität wurden nicht erhoben.


Gemtuzumab Ozogamicin hat inzwischen eine 20jährige Geschichte in der Therapie der AML. Zur Wirksamkeit von Gemtuzumab Ozogamicin liegen Ergebnisse zahlreicher, randomisierter Studien vor. Sie zeigen uneinheitliche Ergebnisse. Ein in Metaanalysen erkennbarer Vorteil für Patienten in der Günstig-Risiko-Gruppe, definiert über die balancierten zytogenetischen Veränderungen t(8;21) und inv(16) lässt sich nicht aus der Zulassungsstudie ableiten, da diese Patientengruppe in der Studie deutlich unterrepräsentiert war. Patienten mit ungünstigem zytogenetischen Risiko profitieren nicht von der Therapie mit Gemtuzumab Ozogamicin.

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