Emicizumab bei Hämophilie A ohne Hemmkörper

25.07.2019
Die Frühe Nutzenbewertung von Emicizumab (Hemlibra®) ist das zweite Verfahren zur frühen Nutzenbewertung dieses neuen Arzneimittels in der Therapie und Prophylaxe von Blutungsepisoden bei Hämophilie A.

Die Zulassung bestand bisher nur für Patienten mit Hämophilie A und einem inhibierenden Antikörper gegen den Faktor VIII. Emicizumab wurde jetzt zugelassen zur Blutungsprophylaxe bei Patienten aller Altersgruppen mit schwerer Hämophilie A, auch ohne Faktor-VIII-Antikörper. Der G-BA hat als zweckmäßige Vergleichstherapie entweder rekombinante oder aus humanem Plasma gewonnene FVIII-Präparate festgelegt, die als Routineprophylaxe eingesetzt werden. Der G-BA hat das IQWiG mit dem Bericht beauftragt. Indikationen, zweckmäßige Vergleichstherapie, Vorschläge von pharmazeutischem Unternehmer und IQWiG zur Festlegung des Zusatznutzens sind in Tabelle 1 zusammengefasst.

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Unsere Anmerkungen sind:

  • Basis der frühen Nutzenbewertung von Emicizumab in der Blutungsprophylaxe bei Patienten mit schwerer Hämophilie A ohne Hemmkörper ist HAVEN 3, eine offene, randomisierte, multizentrische Phase-III-Studie mit mehreren Studienarmen. Relevant sind
    • Vergleich von zwei verschiedenen Emicizumab-Dosierungen versus einer FVIII-Therapie bei Bedarf, d. h. nur im Fall einer Blutung
    • Intraindividueller Vergleich von Patienten mit einer Prophylaxe mit Emicizumab, die vorher im Rahmen einer Beobachtungsstudie eine Prophylaxe mit FVIII-Präparaten erhalten haben.
  • Die Emicizumab-Prophylaxe führt erwartungsgemäß gegenüber einer Therapie bei Bedarf zu einer sehr niedrigen Blutungsrate (Hazard Ratio 0,05 bzw. 0,06).
  • Die Emicizumab-Prophylaxe führt gegenüber der Bedarfsbehandlung mit FVIII-Präparaten zu einer signifikanten Senkung der annualisierten Blutungsrate und einer Steigerung der Rate von Patienten ohne Blutungen.
  • Die annualisierten Blutungsraten liegen in den Emicizumab-Armen bei etwa 2,6.
  • Die Nebenwirkungsrate ist niedrig.
  • Die Prophylaxe mit Emicizumab erfolgt subkutan, Faktor VIII wird intravenös appliziert.

Die Anforderungen der Zulassungsbehörden unterscheiden sich bei Gerinnungspräparaten von der Methodik der Nutzenbewertung. Die vorliegenden Daten bestätigen die hohe Wirksamkeit und gute Verträglichkeit von Emicizumab. Die hier angewandten Studiendesigns erlauben aber keine Quantifizierung eines Zusatznutzens von Emicizumab gegenüber einer Prophylaxe mit Faktor VIII-Präparaten und insbesondere nicht gegenüber Halbwertszeit-verlängerten FVIII-Präparaten, die immer häufiger zur Prophylaxe von Blutungen bei Patienten mit schwerer Hämophilie eingesetzt werden.

Zur vollständigen Stellungnahme