Osimertinib beim EGFRmut+ NSCLC in der Erstlinientherapie

28.11.2018

Mit Osimertinib (Tagrisso®) wird nach Afatinib das zweite neue Arzneimittel für die Erstlinientherapie von Patienten mit fortgeschrittenem nichtkleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) und Nachweis aktivierender EGFR Mutationen bewertet. Zwei weitere EGFR-Tyrosinkinase-Inhibitoren (Erlotinib, Gefitinib) waren vor Installation des AMNOG-Prozesses zugelassen worden. Der G-BA hat alle bisher zugelassenen EGFR-Inhibitoren als zweckmäßige Vergleichstherapie festgelegt, und das IQWiG mit der Dossierbewertung beauftragt. Pharmazeutischer Unternehmer und IQWiG kommen zu unterschiedlichen Bewertungen. Einen Überblick über Vergleichstherapie und Bewertungsvorschläge gibt Tabelle 1.

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Unsere Anmerkungen sind:

  • Die zweckmäßige Vergleichstherapie mit Afatinib, Erlotinib und Gefitinib entspricht den aktuellen Leitlinien. Der Verzicht auf eine Subgruppenbildung entspricht der Datenlage.
  • Basis der frühen Nutzenbewertung sind die Daten von FLAURA, einer internationalen, multizentrischen, randomisierten Phase-III-Studie mit 556 bisher unbehandelten NSCLC-Patienten mit aktivierenden EGFR-Mutationen, in der Osimertinib mit Erlotinib oder Gefitinib verglichen wurde.
  • Osimertinib führt gegenüber Erlotinib oder Gefitinib zu einer Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit und zur Verlängerung der progressionsfreien Überlebenszeit, nicht zur Erhöhung der Remissionsrate. Der Einfluss von Osimertinib auf die Gesamtüberlebenszeit wird durch Crossover (43%) vom Kontroll- in den Osimertinib-Arm möglicherweise unterschätzt.
  • Die Nebenwirkungsrate ist unter Osimertinib niedriger als unter Erlotinib oder Gefitinib, auch die Rate schwerer Nebenwirkungen. Selten, aber Therapie-relevant, ist die Osimertinib-assoziierte, interstitielle Lungenerkrankung, die bei etwa 4% der Patienten auftritt. Veränderungen der QT-Zeit im EKG führen nicht zu kritischen, kardialen Komplikationen.
  • Patienten mit anderen aktivierenden EGFR-Mutationen waren nicht in FLAURA aufgenommen. Daten vorheriger und neuer Studien zeigen auch bei anderen aktivierenden EGFR-Mutationen eine Wirksamkeit von Osimertinib. Für eine Bewertung des Zusatznutzens liegen keine Daten vor.
  • In der Bewertung des klinischen Nutzens auf der ESMO-Magnitude of Clinical Benefit Scale v1.1 erhält Osimertinib in der Erstlinientherapie den Grad 4 (Skala 1 (niedrig) – 5 (hoch)).


Osimertinib ist der wirksamste und bestverträgliche der bisher zugelassenen EGFR-Inhibitoren.

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